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Fibromyalgie: Hinweis auf Ursache gefunden

 

Fibro

Die Symptome der Fibromyalgie treten oft phasenweise mit schwächeren
und stärkeren Beschwerden auf.

Zwar ist die Fibromyalgie ein anerkanntes Krankheitsbild, da aber bislang ein eindeutiger Nachweis für diese quälende Schmerzerkrankung fehlte, werden viele Betroffene nicht ernst genommen, als psychisch krank oder Hypochonder abgestempelt. Die Erkrankung kommt vor allem bei Frauen vor und ähnelt dem Rheuma oder einer durch infizierte Zecken ausgelösten Borreliose.

Schmerzschwelle herabgesetzt

Ursache der ständigen Beschwerden ist eine herabgesetzte Schmerzschwelle. Die Symptome sind ebenso belastend wie vielfältig: Brennende Schmerzen auch bei einfachen Tätigkeiten, die Gelenke fühlen sich steif und unbeweglich an, Zahnschmerzen oder dauernder Muskelkater im ganzen Körper.

Hinzu kommen das Gefühl völliger Erschöpfung, Konzentrations- und Schlafstörungen, oft auch Verdauungsprobleme (Reizdarm), Schmerzen beim Wasserlassen, überempfindliche Schleimhäute, psychosomatische Herz- oder Atembeschwerden, Ohrgeräusche, Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Lärm und Licht, Frieren sowie depressive Verstimmungen.

Die Symptome treten oft phasenweise mit schwächeren und stärkeren Beschwerden auf, die vor allem durch emotionalen Stress oder Schlafmangel beeinflusst werden.

Diagnose: Tenderpoints geben Aufschluß

18 spezielle Druckschmerzpunkte an den Übergängen zwischen Muskeln und Sehnen, die Tenderpoints, sind bisher das beste diagnostische Kriterium: Führt ein bestimmter Druckreiz bei mindestens elf dieser 18 Punkte zu Schmerzen, ist das ein deutlicher Hinweis, dass tatsächlich eine Fibromyalgie vorliegt. Weitere Anzeichen sind Schmerzen in verschiedenen Körperregionen (ober- und unterhalb der Taille, am Körperstamm), die länger als drei Monate anhalten. Einen eindeutigen Test wie eine Blutuntersuchung oder eine Röntgenaufnahme gibt es für die Fibromyalgie nicht.

Wissenschaftler: Nervenfasern verändern sich

Messung der Leitfähigkeit der Nerven am Bein.
 Die Leitungsfähigkeit der Nerven wird von den Wissenschaftlern unter 
die Lupe genommen.

Nun haben Würzburger Wissenschaftler in einer Studie neue Erkenntnisse gewonnen: Sie untersuchten bei Betroffenen spezielle Nervenfasern, die unter der Hautoberfläche verlaufen. Mithilfe von elektrischen Impulsen an Armen und Beinen wurde die Leitungsfähigkeit der Nerven zum Kopf überprüft. Anschließend entnahmen die Wissenschaftler Hautproben, die sie unter dem Mikroskop untersuchten.

Dabei fiel ihnen auf, dass sich die kleinen Nervenfasern bei vielen Menschen mit Fibromyalgie verändern: Sie ziehen sich zurück und sind schließlich nicht mehr nachweisbar. Die Ursache dieses Phänomens kennen die Forscher noch nicht, doch sie haben ein wichtiges Puzzleteil gefunden, um die Diagnose zu sichern und den Ursachen der Krankheit auf die Spur zu kommen.

Welche Therapien gibt es im Moment?

Vielleicht lässt sich aus diesen Erkenntnissen eines Tages auch eine gezieltere Therapie ableiten. Bisher geht es bei der Behandlung der chronischen Krankheit darum, die veränderte Schmerzwahrnehmung der Betroffenen zu beeinflussen. Sie umfaßt vor allem Bewegungstherapie (Krankengymnastik) mit einem individuell angepaßten Ausdauer- und Krafttraining, aktivierende Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie), medikamentöse Behandlung (Schmerzmittel, Opioide, Cannabinoide und vorübergehend bestimmte, niedrig dosierte Antidepressiva) sowie Entspannungsübungen (Yoga, Tai Chi).

Unter Umständen kann eine mehrwöchige Therapie in einer psychosomatischen Klinik sinnvoll sein, die sich auf die Fibromyalgie spezialisiert hat. Auch teilstationäre Maßnahmen können helfen, wenn eine ambulante Therapie nicht ausreicht. Hilfreiche Tips, Beratung und Kontakte bieten zahlreiche Selbsthilfegruppen.

Interviewpartner

Im Studio:
Prof. Dr. Claudia Sommer
Leitende Oberärztin
Neurologische Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Würzburg der Julius-Maximilians-Universität
Josef-Schneider-Straße 11
97080 Würzburg
E-Mail: sommer(at)uni-wuerzburg.de

Im Beitrag:
Priv.-Doz. Dr. med. Nurcan Üçeyler
Fachärztin für Neurologie
Neurologische Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Würzburg der Julius-Maximilians-Universität
Josef-Schneider-Straße 11
97080 Würzburg

Quelle: http://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/fibromyalgie106.html

 

Gruß an die Gesundwerdenden
Kräutermume