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Der Giersch – Segen oder Fluch?

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Es gibt wohl kaum ein Heilkraut, das sich vor allem bei Gärtnerinnen und Gärtnern derart unbeliebt gemacht hat: der Giersch gilt als lästiges Unkraut, weil er sich wuchernd ausbreitet und wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer zu bekämpfen ist. Aus jedem in der Erde verbleibendem Wurzelstückchen wächst munter ein neues Pflänzlein hervor und lässt uns die grüne Kraft des Krautes erahnen!

Tatsächlich drängt es sich uns also förmlich auf und darüber sollten wir uns lieber freuen anstatt  zu ärgern, denn er kann uns sowohl als Heilkraut wie auch als Wildgemüse ungeheuer hilfreich sein! Da Giersch im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsearten über eine lange Zeit im Jahr zur Verfügung steht und nur geringe Ansprüche an Boden, Wasser und Lichtversorgung stellt, sicherte er zum Beispiel während der Weltkriege vielen Menschen die Vitaminzufuhr.
Wenn wir den botanischen Namen Aegopodium podagraria untersuchen, erfahren wir bereits Näheres über den Giersch: „podagraria“ weist nämlich darauf hin, dass diese Pflanze seit Jahrhunderten in der Volksmedizin zur Linderung der Schmerzen bei Rheumatismus und Gicht (= Podagra) Verwendung fand, weshalb sie traditionell auch Zipperleinskraut genannt wurde. Der Giersch gehört zu den Doldengewächsen und erreicht als ausdauernde Pflanze Wuchshöhen von 30 bis 100 cm. Kennzeichnend ist vor allem sein möhrenähnlicher, aromatischer Geruch und die V-Form der Blattstängel, doch wer ihn im Garten hat, kennt ihn sicher! Da der Giersch aus einem stark wuchernden Rhizom entspringt, können die Ausläufer Kolonien bilden – so verbreiten sich einzelne Pflanzen in wenigen Jahre über große Flächen.
Giersch hat in erster Linie eine herausragende antirheumatische Wirkung, denn er ist entzündungshemmend, schmerzstillend bei Harnsäurestau, harnsäurelösend und harntreibend und hilft somit insbesondere bei Gicht, aber auch gegen andere Arten des Rheumas. Dazu wird das Kraut frisch gegessen, als Tee getrunken oder äußerlich als Auflage oder Badezusatz verwendet.

Kräuterpfarrer Künzle (1857 – 1945) schwärmte richtiggehend vom Giersch als „herrliche Medizin“ und empfiehlt ihn auch als Badezusatz bei Krampfadern, zerquetscht auf Hunde- und Schlangenbisse sowie inhaliert bei hartnäckigen Schnupfen. Bei Zahnweh soll das Kraut mit Obst oder Wein gesiedet und mit der Flüssigkeit anschließend gegurgelt werden.
Giersch wird mitunter auch als eine der nützlichsten Speisepflanzen bezeichnet. Er soll neben reichlich Vitamin C und Karotin auch noch viele Mineralien (z.B. Kalium) besitzen, die wir für einen reibungslos funktionierenden Zellstoffwechsel und für ein einsatzbereites Immunsystem dringend benötigen.

Am besten werden die frischen glänzenden, sich gerade auffaltenden Blätter verwendet – später wird ihr Geschmack intensiver und aromatischer und sie können dann gut als Würze (wie auch die Samen) eingesetzt werden. Die Blüten wiederum sind eine sehr wohlschmeckende Dekoration sowohl auf salzigen als auch süßen Speisen.

Übrigens: die bewährteste Methode, Giersch in Zaum zu halten, ist nicht Ausjäten und Ausrupfen, sondern konsequentes Ernten der glänzenden, jungen Blätter. Lassen Sie sich’s schmecken!

 

Rezepte mit Giersch

Gierschtee
2 EL frische, zerkleinerte Blätter mit 250ml heißem Wasser übergießen, 5-10 Min. ziehen lassen, abseihen und bei Bedarf drei Tassen pro Tag zwischen den Mahlzeiten trinken.

Gierschauflage
Die Auflage von frischen, zerstampften Gierschblättern lindert Schmerzen von Insektenstichen oder entzündeten Gichtknoten, denn sie bewirken eine lokale Ausleitung über die Haut.

Gierschtinktur
Eine Handvoll Giersch waschen, trocken tupfen und klein schneiden. Anschließend in ein Schraubglas füllen und gut mit Doppelkorn bedecken, verschließen und an einem sonnigen Ort mind. 2 Wochen ziehen lassen. Danach abgießen und in einem dunklen Tinkturfläschchen aufbewahren. Bei Harnsäureerhöhung können dreimal täglich 10 Tropfen der Tinktur in Flüssigkeit eingenommen werden.

Giersch-Limonade
Einen Kräuterstrauß aus etwas zehn Gierschblättern kräftig mit der Hand drücken und in ein Gefäß mit einem Liter Apfelsaft hängen. Mindestens drei Stunden ziehen lassen. Vor dem Servieren mit etwas Zitronensaft abschmecken und mit Mineralwasser mischen.

Gierschgemüse
Giersch gilt als eines der ältesten und bekanntesten Wildgemüse. Er lässt sich allein oder mit anderen Blätterpflanzen dünsten, aber auch feingeschnitten roh verwenden. Als essbare Dekoration auf dem kalten Büffet ist er eine Alternative zur Petersilie. Auch die Doldenblüten sind essbar und die Früchte lassen sich als Würze einsetzen.

Gefunden bei : http://www.heilpflanzenkurse.de/node/333

Original : 1. Juni 2010, Erschienen in : Stadtteilzeitung Rieselfeld

 

Gruß an die Feinschmecker!
Kräutermume